Nachlese zum internationalen Tag gegen FGM 2017

Gestern, am 6. Februar 2017, war der internationale Tag gegen die weibliche Genitalverstümmelung - kurz FGM.

Viele Medien wie Zeitungen, Fernsehen und Non-Profit-Organisationen, auch wir, berichteten über die grausame Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung.

Ich selbst bin nun seit über 10 Jahren dabei, mich gegen FGM einzusetzen, im privaten Bereich, mit vielen Aktivisten und Aktivistinnen und auch bei FB zusammen mit meinem Team.

Man könnte meinen, dass die westliche Welt genug "aufgeklärt" ist im Bereich FGM, man könnte es meinen... Das, was ich jedoch gestern teilweise zu lesen bekommen habe, hat mich in meinen Grundfesten erschüttert.

Aussagen wie:

 

"eigentlich bedeutet dies, rückständige und primitive Eingeborene in Afrika zu bekämpfen, weil sie rückständig und primitiv sind..."

"gebt den Affen eine Banane und schickt sie in den Busch zurück"

"wenn das die tolle Bereicherung ist..."

 

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt von den Aussagen die ich gestern und heute zu Gesicht bekam.
Unter anderen haben sich die Menschen mehrheitlich darüber beschwert, dass das Problem (!) mit der Flüchtlingswelle nach Deutschland kam - egal wie oft ich dazu kommentiert habe, dass dieses Problem schon VOR der Flüchtlingswelle in Deutschland existiert hat, man wollte mir nicht zuhören, denn das hätte ein neues Licht auf FGM geworfen, das man den "bösen" Flüchtlingen, nein Monstern wie eine andere Frau es sagte, nicht vorwerfen könne!

FGM existierte lange vor der Flüchtlingswelle in Deutschland und Europa, nur weil es einige, viele, bis dato nicht interessiert hat, bedeutet es nicht, dass es dies nicht gegeben hat! Deutschland hat erst (!) 2013 FGM verboten, Frankreich zb hat das Problem viel früher erkannt, FGM verboten und verfolgt konsequent jeden Verstoß.

Ich bin entsetzt und sprachlos wie wenig Wissen und auch Empathie über das sensible Thema FGM herrscht, zb meinte eine Frau zu wissen, dass Frauen, die an ihren Genitalien verstümmelt sind, deswegen nach Deutschland kommen, weil sie sich Hilfe und die Operation erhoffen. Natürlich seien es viele, die es tun und deswegen werden Deutschlands Kassenbeiträge erhöht... - ich hätte schreien können!
Und ein "weißer Mann" - die Wortwahl ist bewusst gewählt - fragte mich tatsächlich aus dem Nichts, ob ich auch ein Opfer sei, als ich ihm zur Antwort gab, das seine Frage unverschämt und taktlos sei, wurde er frech.

Jeder der sich mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung auseinandersetzt weiß, dass eine betroffene Frau lange braucht um überhaupt darüber reden zu können. Dazu gehört Vertrauen, das Schweigen zu brechen. Betroffene Frauen schämen sich und kämpfen sehr, sehr lange mit sich, diese Operation zu machen. Sie machen nicht einfach diese Operation aus Lust und Laune und um dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen!

 

....und an diejenigen die es nicht lassen können, hört endlich damit auf, FGM für eure Zwecke und zur Hetze zu instrumentalisieren. Hört auf nur zu reden, zu jammern und zu hetzen, das bringt niemanden was! Steht auf und tut was, engagiert euch gegen die weibliche Genitalverstümmelung anstatt empathielose, menschenverachtende Kommentare zu posten!

 

Zahratou
Nordafrikanerin. Muslima. Frau.

 

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