Hoffnung für FGM Opfer durch Rückoperationen   ~   "Repair the Clitoris"

Dr. Marci Bowers praktiziert in Burlingame, Kalifornien. Sie ist Gynäkologin und eigentlich spezialisiert in Transgender-Operationen, hat aber in den vergangenen sieben  Jahren immer wieder mit Opfern von Genitalverstümmelung zu tun gehabt. Bisher sind 126 Frauen zu ihr gekommen, um ihre weibliche Anatomie in irgendeiner Weise wieder zurück zu erlangen. Aber ist dies überhaupt möglich? Schließlich sind die Folgen der Genitalverstümmelung in den meisten Fällen gravierend und meist unumkehrbar.

 

Viele junge Frauen leiden ihr Leben lang Schmerzen. Vor allem solche, die in westlichen Ländern aufwachsen, werden sich bewusst, dass die FGM ihnen einen Teil Lebensqualität genommen hat. Dr. Bowers hat ihre ersten Rückoperationen im Rahmen des Hilfsprojektes Clitoraid vorgenommen. Sie berichtet davon, dass die meisten ihrer Patientinnen zwar im Westen aufgewachsen sind, aber in den Ferien im Herkunftsland der Familie – meist in Afrika – der Sexualverstümmelung ausgesetzt wurden. Sehr oft entstehen Beschwerden, weil die Verstümmelung unter hygienisch bedenklichen Bedingungen durchgeführt wurde. In den allermeisten Fällen ist es leider nicht möglich, die Verstümmelung rückgängig zu machen, aber vielen Frauen können ihre permanenten Schmerzen genommen werden.

 

Vielfach leiden die Frauen unter dem Narbengewebe, das sich nach der Verstümmelung an Klitoris und Scheide gebildet hat. Hier kann der Arzt ansetzen und versuchen, die natürliche Anatomie wieder teilweise herzustellen oder zumindest für Beschwerdefreiheit sorgen. Dr. Bowers berichtet davon, dass sie manchen Frauen sogar wieder zu einem erfüllten Sexualleben verhelfen konnte.

 

 

 

Auch in Deutschland gibt es eine Klinik, in der Betroffene Hilfe bekommen können. Das Desert Flower Center Waldfriede (DFC) in Berlin hat bisher 200 Frauen beigestanden und ihnen zu mehr Lebensqualität verholfen. Seit 2013 bieten dort Spezialisten, die ursprünglich aus dem Bereich der Beckenbodenchirurgie kommen, ihre Dienste Opfern von Genitalverstümmelung an. Die Operationen, die hier durchgeführt werden, verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und haben stets die möglichst umfassende Rückoperation zum Ziel. Neben der Behandlung von Beschwerden und Schmerzen nach erlittener FGM geht es auch darum, den Frauen zu einem geringeren Risiko im Falle einer geplanten Schwangerschaft und Geburt zu verhelfen. Dies kann nicht nur für den Körper der Mutter, sondern auch für das Kind von Bedeutung sein. In vielen Fällen ist es möglich, die weiblichen Genitalien chirurgisch wieder zu rekonstruieren und damit der Frau wieder zu einer besseren Selbstempfindung zu verhelfen. Es werden Selbsthilfegruppen organisiert und natürlich Beratungen durchgeführt. Dr. Roland Scherer leitet die Abteilung. Zusammen mit Dr. Cornelia Strunz und einem Team von PsychologInnen und DolmetscherInnen kann er von vielen Erfolgen berichten, von Frauen, die ein Plus an Lebensfreude und eine Neuentdeckung ihrer Sexualität erleben durften, auch wenn es oft nicht möglich ist, die Verstümmelung vollständig rückgängig zu machen.


Dagmar

 

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